Bombay - Köln

Realisierung: Januar 2001
Entwurf und Ausführung: Sybille Pattscheck, Köln


Organisation:
Allerwelthaus Köln e.V.  

Kooperationspartner:
Kulturamt Stadt Köln, Jindal Foundation Bombay, Max Muller Bhavan, Kala Ghoda Association

KünstlerInnen:
Sybille Pattscheck, Deutschland, Niteen Gupte, Indien



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Bombay


Die Wandmalereien von Niteen Gupte und Sybille Pattscheck basieren auf dem Gedanken, visuelle und kulturelle Eindrücke aus Bombay in einer Wandgestaltung in Köln darzustellen und im Gegenzug dazu solche aus Köln in Bombay.

In Köln zieht sich der Rhein mitten durch die Stadt. Aus wechselnden Perspektiven sieht man auf die changierenden Farben des Wassers und des Lichts, auf die metallisch-grün leuchten-den Brücken und ihre Spiegelungen im Fluss. Dies bildete den Ausgangspunkt für die Ent-würfe des Wandbildes in Bombay.


in Arbeit 1
Auch Bombay, in Indien „Mumbai“ genannte Stadt, liegt am Wasser. Umschlossen vom ara-bischen Meer, ergeben sich auch hier die verschiedensten Ansichten auf die im Dunst und Smog liegende Stadt, von graurosa über zart- blau-grau reichen die Farbnuancen des Him-mels; kontrastiert werden sie von den intensiveren blau-grau Tönen des Meeres. Doch die natürliche Schönheit der Lage Bombays kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wasser dort sehr verschmutzt ist. Sobald man in Bombay den Vorzeigestrand im Süden der Stadt ver-lässt, ist die Gefährdung des Wassers durch Müll, Abwässer und andere Verschmutzungen. unübersehbar und es irritiert den Besucher aus Europa, dass die Liebespärchen und Erholung suchenden Spaziergänger aus den nicht so wohlhabenden Stadtvierteln ,den Sonnenuntergang zwischen angeschwemmten Müllinseln betrachten.


Zum Haus und zum Wandbild


in Arbeit
Das mehrstöckige „Khyber-Building“, ist ein Wohn- und Geschäftshaus. Es befindet sich am „Kala-Ghoda-Platz“, von dem aus Straßen ins nahegelegene Touristenzentrum Colaba oder nach Zentralbombay führen.

Der Platz selber ist umsäumt von mehreren Gebäuden aus der Kolonialzeit, z.B. dem Elphin-son-College, der David-Sasson-Library, aber auch von anderen Kulturinstituten wie der Je-hangir Art-Gallery, dem Jehangir Art- Museum und dem Goetheinstitut.

Zur Pflege und Erhaltung dieser historischen Bausubstanz hat sich eine Bürger-Initiative ge-bildet, die sogenannte „Kala-Ghoda-Assoziation“, die sich schon länger um die Renovierung des „Khyberbuilings“ bemühte, da die Fassade vom Monsunregen mit grünlichen Wasserspu-ren überzogen war und der Putz erneuert werden musste.
Die Kala-Ghoda-Assoziation unterstützte die Realisierung des Murals und nahm es als Be-standteil des Kala-Ghoda-Festivals im Februar 2001 ins Programm auf.


Die Realisierung des Wandbildes

Das in Köln entwickelte Konzept zur Wandbemalung wurde in Bombay weiter-entwickelt. Die am Haus vorgefundenen Spuren des herunterlaufenden Monsunregens sollten aufgenom-men und in den verschiedensten Blaugrüntönen farblich umgesetzt werden. Die Farbe wurde deshalb stark verdünnt von unseren indischen Helfern Bhola und Abdul-Kayun Painter von oben herab geschüttet und in mehreren Schichten aufgetragen. Durch die gewählten Farben und Schattierungen sollten Assoziationen zum Thema „fließendes Wasser“, „Wasserfall“, „Meer“, „Fluss“ etc aufkommen.
Die spontanen Reaktionen der Anwohner und Passanten während und unmittelbar nach der Arbeit zeigten mir, dass dies auch intuitiv so aufgenommen wurde. Ein zufällig vorbeikom-mender Schiffsmaler aus Assam fühlte sich an die Wasserfälle seiner Heimat erinnert und eine Frau, die direkt am Kala-Ghoda-Platz auf der Straße lebte, wunderte sich darüber, dass wir uns so viel Mühe mit der Gestaltung einer Außenwand machten, begleitete unser Tun aber mit positiver Aufmerksamkeit, war dieser belebte Platz doch ihr Zuhause, ihre Wohnung.

Um den Bildcharakter des Murrhals hervorzuheben, wurde nur ein Bereich im linken Fassadenteil bemalt. Anzunehmen ist, dass kommende Monsunstürme eine weitere „Bearbeitung“ der jetzt noch leeren Wandflächen vornehmen, so dass das Mural als Work in progress aufzufassen ist, das auch zukünftige Witterungsspuren noch aufnehmen wird.

Begleitend zur Bemalung der Wand fand im nahegelegenen „Artist-Center“ im Ador-House eine Ausstellung mit Gemälden von Niteen Gupte und mir statt. Es war uns wichtig, das Kon-zept zu unseren Wandbildern vor dem Hintergrund unserer hauptsächlichen künstlerischen Arbeit zu präsentieren.

Das Projekt wurde dokumentiert von Werner Müller, einem Fernsehjournalist aus Köln, der in zahlreichen Interviews mit Sponsoren, Ausstellungsbesuchern, Anwohnern und anderen Be-teiligten, die Reise begleitet und aufgezeichnet hat.

Ohne die genauen Recherchen vor Ort durch Niteen Gupte, der in Bombay aufgewachsen ist, hätte das Projekt nicht realisiert werden können Auf ihm lag die meiste Beanspruchung, was die Koordinations- und Übersetzungsarbeit betraf, denn die meisten Menschen in Bombay sprechen Mahrati oder Hindi, nur wenige Englisch. Sehr unterstützt hat uns aber auch der indische Künstler Chiru Chakravarty, der uns bei vielen auftretenden Problemen zur Seite gestanden hat. Zu nennen bleiben noch die vielen Sponsoren, die das Projekt erst finanziell ermöglicht haben: Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Kultur und Sport, das Kulturamt der Stadt Köln, das Goetheinstitut in Bombay, die Jindal Art Foundation.

Sybille Pattscheck




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